Montag, 19. April 2010

Interview mit dem Autor Ernst Probst

Presse Office: Über Ihre Bücher sind Sie weltweit bekannt als Autor. Aber Sie haben auch mehr als 30 Jahre lang als Journalist gearbeitet – hauptberuflich als verantwortlicher Redakteur bei einer Tageszeitung für Nachrichten aus aller Welt, später für den Ratgeberteil und Leserbriefe und zuletzt für die Wochenendbeilage sowie in Ihrer Freizeit auch als Wissenschaftsjournalist - was waren Ihre größten Erfolge im Journalismus?

Ernst Probst: Vielleicht war mein größter Erfolg im Journalismus, dass ich – obwohl ich nur acht Jahre die Volksschule besuchte habe - für renommierte Blätter wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Welt, Frankfurter Rundschau, Neue Zürcher Zeitung, Salzburger Nachrichten, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt sowie für Nachrichtenagenturen gleichzeitig freier Mitarbeiter war. Bedauerlicherweise musste ich viele Artikel unter einem Pseudonym schreiben, nämlich unter dem Mädchennamen meiner Ehefrau. Dies führte gelegentlich dazu, dass der Chefredakteur der Tageszeitung, bei der ich früher gearbeitet habe, in der Redaktionskonferenz einen besonders interessanten Beitrag in einer überregionalen Zeitung lobend erwähnte, ohne zu wissen, dass der Autor mit am Tisch saß. Erfreulich war auch, dass etliche meiner in der Tageszeitung abgedruckten Interviews im Rundfunk zitiert wurden. Und später wurde ich auch selbst im Rundfunk zu bestimmten Themen interviewt.

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Presse Office: Was fasziniert Sie besonders an dem Beruf "Journalist"?

Ernst Probst: Als Journalist hört man oft am Vormittag etwas zum ersten Mal, schreibt am Nachmittag darüber und am nächsten Morgen lesen es Tausende von Menschen. Wenn man will, kann sich auf bestimmte Themen spezialisieren, diese aufgreifen und darüber informieren.

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Presse Office: Sie haben zahllose Interviews durchgeführt - welche Promis haben Sie besonders gerne interviewt?

Ernst Probst: Besonders gerne habe ich Wissenschaftler, darunter sogar einen Nobelpreisträger, interviewt. Politiker haben leider oft die Unart, dass sie bei unangenehmen Fragen ausweichen. Am liebsten waren mir Themen wie Gab es bereits in der Urzeit Waldsterben? Können aus heutigen Affen noch Menschen werden? Können wir auf einen anderen Planeten auswandern, wenn die Sonne stirbt? Was ist Liebe? Besonders gerne erinnere ich mich an den Saurierexperten Dr. Rupert Wild in Stuttgart, den Anthropologen Dr. Alfred Czarnetzki in Tübingen und den Zoologen Professor Dr. Helmut Hemmer in Mainz, denen ich viele spannende Themen verdanke. Leider sind nicht alle Wissenschaftler in der Lage, komplizierte Sachverhalte so anschaulich wie diese drei darzustellen. Natürlich ist mir auch mancher Wichtigtuer begegnet, der vergessen hat, dass er von Steuerzahlern bezahlt wird und eine gewisse Auskunftspflicht gegenüber den Medien hat.

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Presse Office: Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?

Ernst Probst: Meine Gesprächspartner haben es sehr geschätzt, dass ich ihnen – wenn es zeitlich möglich war - Gelegenheit bot, meine Zeitungsartikel vor dem Druck durchzusehen. Vorgesetzte sahen dies nicht immer gerne, aber ich habe dies unbeirrt praktiziert. Wenn ich jemand versprochen habe, dass er Belege oder ein Foto erhält, dann hat er es bekommen. Dies führte dazu, dass ich oft exklusive Informationen erhielt. Journalisten in manchen deutschen Großstädten waren vielfach sauer, dass ein auswärtiger Journalist eine Information früher bekam als der ortsansässige Redakteur. Der Informant hatte dafür die Gewähr, dass er nicht falsch zitiert wird.

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Presse Office: Jeder Mensch erlebt auch hin und wieder auch Misserfolge. Wie sind Sie damit umgegangen?

Ernst Probst: Wenn etwas nicht klappte, versuchte ich es oft auf andere Weise. Wenn mich etwas sehr geärgert hat, aß ich Kaffee und Kuchen und unterhielt mich mit netten Leuten. Nach kurzer Zeit war der Ärger meistens schnell vergessen.

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Presse Office: Was empfehlen Sie Inhaber/innen von kleinen Firmen und Einzelkämpfer/innen im Hinblick auf die Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit?

Ernst Probst: Am besten sind natürlich Abdruckerfolge in Zeitungen und Zeitschriften. Allerdings schaffen es nur die Wenigsten, dass ein Redakteur ihr Thema interessant findet und es im Blatt platziert. Bei Rundfunk und Fernsehen ist dies meistens noch viel schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich. Das Internet gibt aber jedem, der schreiben kann, die Möglichkeit, selbst etwas kostenlos zu veröffentlichen. Dies ist möglich auf einer eigenen Webseite, einem Blog, einem Forum oder bei Pressediensten.

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Presse Office: Welchen Tipp zum Thema „Pressearbeit“ halten Sie für besonders erfolgsversprechend?

Ernst Probst: Ein eigenes Blog zu einem bestimmten Thema, das möglichst vielen anderen Webseiten als Nachrichtenquelle dient, kann ein Produkt, einen Service oder eine Webseite im Internet bekannt machen. Jemand, der für Pressearbeit kein Geld ausgeben möchte, kann auch bei kostenlosen Pressediensten interessante Pressemitteilungen über seine Produkte, Services oder Webseiten im Internet veröffentlichen. Solche zum Nulltarif arbeitenden Pressedienste findet man unter der Adresse http://kostenlose-pressedienst.blogspot.com - Eine weitere kostenlose Möglichkeit für Selbst-PR sind selbst produzierte Videoclips, die man bei Videoplattformen und auf der eigenen Webseite veröffentlicht. Es gibt auch lesenswerte Bücher über Pressearbeit oder Marketing mit vielen wertvollen Hinweisen.

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Presse Office: Was stört Sie an der Presse?

Ernst Probst: Am meisten stört mich, dass oft maßlos übertrieben wird. Siehe Waldsterben, Vogelgrippe, Schweinegrippe oder Klimawandel. Dabei treiben es diejenigen am schlimmsten, die am wenigsten Ahnung haben. Bedenklich ist auch das Desinteresse vieler Redakteure an bestimmten Themen und die Neigung zahlreicher Verleger, ihr Blatt so billig zu produzieren, bis man die Qualität kaum noch messen kann.